KrankheitsbildNormale Bürger dieses LandesBettina D., BetroffeneKurt sitzt nur noch zuhause herum und starrt die Wände an. Kurt hat keine Lust zu gar nichts. Sabine schafft es morgens fast nicht aus dem Bett. Der Tag kommt ihr vor wie ein Riesenberg, der nicht zu bewältigen ist. Hans ist seit Monaten traurig. Seine Frau hat ihn verlassen. Die Frage ist nur, ist Hans traurig, weil seine Frau ihn verlassen hat oder hat seine Frau ihn verlassen, weil er immer traurig ist. Beate könnte den ganzen Tag weinen, tut es aber nicht, weil man das nicht tut. Ihre Stimmung wird dadurch nicht besser. Alles komische Leute? Figuren aus einem Drama? Nein, ganz im Gegenteil! Menschen von heute, ganz normale Bürger dieses Landes, der Nachbar, die Freundin, der Vorgesetzte, die Coiffeuse. Diagnose: Depression. Weiter verbreitet als vermutet, niemand spricht darüber wenn er/sie "es" hat, und keiner der Betroffenen möchte, dass seine Umwelt von seinem Zustand erfährt. Depression ist ein enorm schambeladenes Thema. Weil der Betroffene nicht lustig, nicht funktionstüchtig, für diese Gesellschaft nicht zu gebrauchen und kein guter Konsument ist. Und die Medizin nur ein Mittel kennt dagegen, Psychopharmaka. Dass der Körper oder gar die Seele vielleicht nach etwas ganz anderem schreien, davon möchte die Industrie nichts wissen, denn daran würde sie zu wenig verdienen. Vielleicht sollten wir Kurt ermutigen, das Haus zu verlassen und in die Natur zu gehen, Sabine die Möglichkeit geben das Unbewältigbare zu formulieren. Hans könnte sich einen Ort suchen, an dem er sich sozial engagieren muss. Und lassen wir Beate doch einfach eine Weile ihrer Trauer nachgeben, und soll sie weinen. Vielleicht kann sie so herausfinden, was sie denn so traurig gemacht hat.
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