Krankheitsbild

Zur Verbreitung der Depression

Prof. Dr. med. Manfred Wolfersdorf

Hier sollen nur einige stichwortartige Angaben gemacht werden, die die Bedeutung einer depressiven Erkrankung sowohl für das einzelne Individuum und sein/ihr Umfeld, wie auch für die Versorgungsstruktur und die Gesundheitspolitik verdeutlichen. Die Depression gilt als die häufigste psychische Erkrankung in der Allgemeinbevölkerung, die andererseits bis heute nur unbefriedigend erkannt und häufig inadäquat behandelt wird. Die Prävalenz der typischen Depression liegt für Frauen und Männer bei um zehn Prozent (Frauen fünf bis neun Prozent, Männer zwei bis drei Prozent) Bei Untersuchung der Allgemeinbevölkerung jenseits des 18. Lebensjahres an einem Stichtag findet man also in der Allgemeinbevölkerung den genannten Anteil an depressiven Störungen unterschiedlicher Schweregrade, wobei - abgesehen von sehr jungen oder sehr alten Menschen - etwa doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen sind. Dies gilt auch für das sogenannte Lebenszeitrisiko, an einer Depression zu erkranken, welches bei Frauen von 20 bis 25 Prozent und bei Männern von 7 bis 12 Prozent reicht.

Unter therapeutischen Gesichtspunkten ist bedeutsam, dass wir heute die Depression als eine im Wesentlichen rezidivierende Erkrankung begreifen, die mit einer Rezidivrate (Rückfallsrate) von bis zu 85 Prozent einhergehen kann, womit die Langzeitperspektive und die Langzeitplanung von Behandlung unterstrichen wird. Man geht heute bei den unipolaren Depressionen von einer mittleren Episodenzahl von drei bis vier im Laufe eines Lebens aus, bei den bipolaren, also manisch-depressiven Erkrankungen von im Mittel eher vier bis sechs - auch dies verweist wieder auf die Bedeutung von Langzeittherapien und prophylaktischem Denken. Chronifizierungen, d. h. Krankheitsverläufe über zwei Jahre hinaus, werden mit 20 bis 30 Prozent Häufigkeit berichtet und eine völlige Wiederherstellung ein Jahr nach einer ersten Erkrankungsepisode weisen etwa 50 Prozent aller depressiv Kranken auf, d. h. die meisten benötigen eine deutlich längere Behandlungszeit, als bisher immer angenommen wurde.

Auszug aus dem Heft "Depression: Den eigenen Weg gehen" von Pro Mente Sana. Das Heft kostet Fr. 9.- und kann bestellt werden bei Pro Mente Sana, Hardturmstrasse 261, Postfach, CH-8031 Zürich
Tel. 01 361 82 72, Fax 01 361 82 16, E-Mail: kontakt@promentesana.ch, www.promentesana.ch


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